Nutzungsformen im Unterricht
Die Rolle der Lehrperson verändert sich
Leitgedanken
ICT als Hilfsmittel
Konzeptwissen statt nur Produktwissen
Inhalt vor Anwendungswissen
Integrativer Ansatz
Freizeit und Schule
Rolle der Lehrperson
Die Lehrperson bleibt wichtig
Die Rolle der Lehrperson verändert sich
Rolle der Lernenden
Vorwissen der Lernenden richtig einschätzen
Lernende als Sachkundige
Generationen-unterschied
Einsatz von ICT im Unterricht
Informationsmedium
Kommunikations-medium
Publikationsmedium
Ausgewogener Medieneinsatz
Computer und Kreativität
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Einsatz des Internets
Glaubwürdigkeit der Informationen
Informationsflut
Linklisten
Formulierung innovativer Aufgabenstellungen um «Copy and Paste» zu verhindern
Die Suche und das Zusammentragen von Informationen im Internet verleitet Schülerinnen und Schüler dazu, ihre Arbeiten mit blossem «Copy and Paste» (Text aus dem Internet kopieren und in ein Textdokument einfügen) zu erledigen. Der Lerneffekt ist hierbei minimal. Die Lehrperson muss deshalb Aufträge planen, welche Schülerinnen und Schüler dazu zwingen, sich mit den Inhalten aktiv auseinander zu setzen. Hier kann z. B. die Arbeit mit Concept Maps hilfreich sein.
Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit fremdem Material
Schülerinnen und Schüler müssen von der Lehrperson aufgefordert werden, sorgfältig mit Quellen umzugehen. Den Lernenden soll aufgezeigt werden, wie einfach es für eine Lehrperson ist, Plagiate aufzudecken.
Kommunikation
Der Austausch von Informationen mittels E-Mail zu einer anderen Klasse kann wertvolle Kommunikationsanlässe und Kontakte schaffen. Themen können von Schülerinnen und Schülern auch in einem Forum diskutiert werden.
Regeln schaffen
Regeln für die sichere und verantwortungsvolle Benutzung des Internets sind wichtig. Die Lehrpersonen müssen darauf achten, dass die vereinbarten Regeln in der Schule auch eingehalten werden. Die Kommunikation der Regeln an die Erziehungsberechtigten kann für die Bewältigung einer allfälligen Konfliktsituation hilfreich sein.
Lernsoftware
Unter Lernsoftware wird hier lokal zu installierende oder auf dem Internet verfügbare und zu Lernzwecken erstellte Software verstanden. Der Einsatz von Lernsoftware erfordert folgende didaktische und methodische Überlegungen:
Verschiedene Arten von Lernsoftware nutzen
Es gibt zahlreiche Katalogisierungsverfahren von Lernsoftware. Die Folgende Lernsoftwaretypologie wird von der Schweizerischen Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) eingesetzt und im folgenden weitgehend wörtlich zitiert (www.evasoft.educa.ch):
- Wissenssysteme: Die Software stellt die multimediale, hypertextbasierte Aufbereitung eines Wissensbereichs dar. Das Wissen wird in Wort, Bild und Ton präsentiert. Auch multimediale Lexika und Wörterbücher werden diesem Softwaretyp zugeordnet. Durch die räumliche Darstellung von Modellen und Körpern bietet die Software erweiterte Anschauungsmöglichkeiten (z. B. Visualisierung der Innensicht des menschlichen Körpers oder der Darstellung chemischer Moleküle – Visualisierungssoftware).
- Übungssoftware: Ein bereits erarbeiteter Lerninhalt/Lernstoff wird eingeübt, vertieft und/oder geprüft, z. B. Trainings- und Testsoftware wie Vokabel-, Mathematik- und Rechtschreibtrainer.
- Tutorials: Ein didaktisch aufbereiteter Lerninhalt, «neues» Wissen wird schrittweise und systematisch vermittelt, sowie evtl. eingeübt/geprüft. Die Software übernimmt die Rolle der Lehrperson (Tutor) (z. B. Karten lesen lernen mit «Swiss Map Trophy» oder Sprachlehrprogramme).,
- Simulationen, Simulationsprogramme: Komplexe Sachverhalte aus bestimmten Wissensbereichen (z. B. Wirtschaft, Klima) werden als interaktive Modelle/Situationen präsentiert. Die Lernenden können durch das Verändern von Variablen mit der vorgegebenen Modellsituation experimentieren und Zusammenhänge entdecken.
- Mikrowelten: Die Software stellt dem Benutzenden Werkzeuge/Objekte/Editorfunktionen zur Verfügung, mit deren Hilfe er sich selbst eine virtuelle Umgebung (Mikrowelt) schaffen kann. Der Benutzende kann mit den vorgegebenen Werkzeugen/ Programmoptionen z. B. eigene Übungen schreiben, multimediale Geschichten arrangieren, interaktiv geometrische Darstellungen konstruieren und sich individualisierte Arbeitsumgebungen einrichten. Auch Standardprogramme (z. B. Word, Excel, Outlook) werden dieser Softwarekategorie zugeordnet.
- Spielgeschichten: Das sind Erzählungen, die am Computer «erspielt» werden. Die Software zeichnet sich einerseits durch eine Spielfigur, die direkt und indirekt gesteuert wird und andererseits durch die Möglichkeit, den Fortgang der Geschichte stellenweise zu beeinflussen, aus. Die Palette reicht vom interaktiven Buch bis zum Multimediaabenteuer.
Ergänzungen zu vorhandenen Lehrmitteln
Zu vielen traditionellen Lehrmitteln sind heute elektronische Ergänzungen auf CD-ROM oder auf dem Web erhältlich. Diese Materialien haben den Vorteil, dass sie inhaltlich auf das Lehrmittel abgestimmt sind.
Sanktionsfreie und unmittelbare Rückmeldungen
Lehrpersonen können zu diesem Zweck von interaktiven Medien Gebrauch machen, die den Lernenden unmittelbar und individuell Rückmeldungen geben (etwa bei Aufgaben und Übungen).
Selbstständige Nutzung
Lernsoftware sollte von den Lernenden (nach einer einmaligen Einführung) weitgehend ohne fremde Hilfe nutzbar sein.
Individuelles Lernen
Die Lernenden sollen verschiedene Schwierigkeitsstufen wählen können. Der Aufwand eines serverbasierten Speicherns und Verwaltens von Zwischenständen bei «Drill and Practice»-Software lohnt sich nicht, da dies den Lerneffekt kaum verbessert. Lernsoftware-Protokolle sollen von der Lehrperson nicht als Beurteilungsinstrument verwendet werden.
Keine unnötigen Elemente
Lernsoftware sollte nicht durch ein nicht überspringbares Intro beim Start oder beim Programmende unnötig Zeit in Anspruch nehmen. Zudem sollte das Programm jederzeit unterbrochen werden können, damit es sich auch für kurze Lernphasen eignet.
Zeitliche und organisatorische Aspekte der ICT-Nutzung
Verschiebung des Aufwands in die Unterrichtsvorbereitung
Die Lehrperson muss bedenken, dass das Unterrichten mit neuen Medien oft viel Vorbereitungszeit erfordert. Diese Zeit muss bewusst geplant werden. Die Möglichkeit im Team vorzubereiten, bzw. Unterrichtsmaterial auszutauschen, sollte genutzt werden. Im Internet stehen viele Unterrichtsideen bereit.
Trennen von Vermittlung und Anwendung
Erklärungen zu den Aufgaben oder Hinweise für die Programmnutzung sollten von der Lehrperson angebracht werden, ohne dass sich die Schülerinnen und Schüler bereits vor dem Computer befinden. Studien zeigen, dass sich Theorie und Praxis im Informatikunterricht in dreifacher Hinsicht trennen lassen: Räumlich durch eine geeignete Raumeinrichtung, zeitlich durch eine klare Unterteilung von Theorieeinheiten und praktischen Übungen am Computer und inhaltlich durch getrennte Unterlagen für den produktunabhängigen Theorieteil und den produktabhängigen Praxisteil.
Zeitplan für die Klasse
Wenn über eine gewisse Zeitspanne hinweg einzeln oder in Partnerarbeit an wenigen Computern gearbeitet werden soll, lohnt sich das Erstellen eines Einsatzplanes.
Zielorientiert und klar strukturiert
Für die Arbeit am Computer eignen sich Lernformen, die ein selbstständiges Lernen ermöglichen. Die Formulierung von klaren Lernzielen ist deshalb wichtig. Die Lehrperson muss sich über die Art der Zielerreichung Gedanken machen. Hierbei sind gut strukturierte Arbeitsanweisungen hilfreich.
Benutzungsregeln
Die Lehrperson sollte dafür sorgen, dass die Körperhaltung der Lernenden so ist, dass keine Muskelverspannungen entstehen. Eine grosse Arbeitsfläche und ausreichend Bewegungsfreiheit sind hierbei hilfreich.
Ergonomie
Für die Arbeit und den Umgang mit dem Computer müssen im Kollegium Regeln aufgestellt werden, sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrpersonen (z. B. sorgfältiger Umgang mit den Geräten, Holen und Wegräumen der Geräte, Umgang mit Passwörtern, Virenschutz, Datensicherung, Umgang mit problematischen Seiten aus dem Internet).
Lernformen bei der Nutzung von ICT
Für einen ausgewogenen Einsatz von ICT bieten sich unter anderem folgende Unterrichtsmethoden an:
Frontalunterricht
Der Frontalunterricht kann durch ICT als Präsentationsmedium angereichert werden.
Werkstatt und Wochenplan
Diese beiden Lernformen eignen sich besonders dazu, ICT in Unterrichtsequenzen zu integrieren. Schülerinnen und Schüler erhalten so die Möglichkeit, sehr selbstständig zu arbeiten.
Projektarbeit
ICT kann bei Projektarbeiten vielfältig eingesetzt werden (Recherchen, Kommunikation, Präsentation, usw.). Besonders die kreativen Möglichkeiten von ICT lassen sich bei Projekten nutzen.
Entdeckendes Lernen
Den Schülerinnen und Schülern wird dadurch ermöglicht, Programme selbstständig zu erforschen. Als Lehrperson ist es nicht notwendig, den Lernenden alle Möglichkeiten eines Programms von Anfang an aufzuzeigen. Schülerinnen und Schüler finden viel selber heraus und geben ihr bereits erworbenes Wissen auch gerne weiter.
Medien für eigenverantwortliches, individuelles Lernen
Gezielter Einsatz von ICT fördert die Individualisierung. Multimediale Module (inkl. Lernprogramme), die offline und/oder online zur Verfügung gestellt werden, können für das eigenverantwortliche Lernen genutzt werden.
Problemorientiertes Lernen
ICT bietet Möglichkeiten nicht nur träges Wissen zu vermitteln, sondern einen problemlösungsorientierten Umgang mit Informationen und Wissen zu fördern. Ein fall- und problembezogener Unterricht kann mit aktuellen und authentischen, digital verfügbaren Informationen gefördert werden.
Sozialformen
Partnerarbeit/ Gruppenarbeit
Auch wenn das Lernen auf den ersten Blick ein individueller Prozess ist, darf der soziale Aspekt des Lernens nicht ausser Acht gelassen werden. Indem die Lehrperson die Schülerinnen und Schüler paarweise oder in Gruppen am Computer arbeiten lässt, kann kooperatives Lernen gefördert werden. Dadurch können Schülerinnen und Schüler voneinander lernen und ihre Sozialkompetenzen verbessern. Dabei sollte man auch Möglichkeiten schaffen, wo Knaben und Mädchen zusammen arbeiten können. Sie haben andere Zugänge zu ICT und können voneinander profitieren.
Klassenunterricht
Mit Notebook und Beamer können schnell und einfach Resultate ausgetauscht oder Konstruktionsabläufe repetiert werden.
Umgang mit Arbeitsergebnissen
Rückmeldung an die Lernenden
Differenzierte Rückmeldungen der Lehrperson an die Schülerinnen und Schüler geben den mit ICT erstellten Arbeiten den notwendigen Stellenwert.
Rechtliche Grenzen
Die rechtlichen Grundlagen bezüglich des Urheberrechts (z. B. Copyright auf Texten oder Bildern bei Veröffentlichungen im Internet, Plagiarismus oder Schutz eigener Produkte) muss von der Lehrperson sorgfältig beachtet werden.
Plagiate
Die Lehrperson muss Schülerinnen und Schülern lehren, Aussagen von anderen Personen korrekt zu zitieren. Durch leichte Kopierbarkeit digitaler Medien werden die Lernenden zu Plagiaten verleitet. Derartige Plagiate können durch einfache Recherchen aufgedeckt werden. Vorzuziehen ist eine Aufgabenstellung, die Plagiate im Vornherein verhindern.
Veröffentlichung von Ergebnissen
Lernende sollen durch die Lehrperson dazu ermutigt werden, ihre erstellten Arbeiten andern zur Verfügung zu stellen (z. B. in einer interaktiven Arbeits- und Lernumgebung für Schule und Ausbildung).
Umgang mit problematischen Aspekten von ICT
Jugendgefährdende Inhalte von Internetseiten
Zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit neuer Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) gehört auch eine Auseinandersetzung mit jugendgefährdenden Inhalten (Gewalt, Pornographie, Rassismus) von Internetseiten, welche vermehrt auch auf dem Handy verbreitet werden.
Regeln anstatt Repression
Die Nutzung von ICT kann in der Schule immer wieder zu Problemen führen. Reine Verbote als alleinige Massnahme sind aus pädagogischer Sicht nicht sinnvoll. Die Lehrperson muss die Problematik mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht diskutieren und gemeinsame Vereinbarungen aufstellen. Transparenz der Vereinbarungen gegenüber den Eltern kann Konflikten vorbeugen.
Quelle: Stufenübergreifendes ICT-Entwicklungskonzept für die Schulen des Kantons Solothurn, Departement für Bildung und Kultur Kanton Solothurn, 2008